Pizza fangen

Ich hasse manche Tage einfach. Den Samstag zum Beispiel. An diesem Tag, an dem die Normalbevölkerung auf der Couch das Mindesthaltbarkeitsdatum von Deo und Trockenshampoo ausreizt oder im Bett gegen den Tag demonstriert, gehe ich arbeiten. Für volle neun Stunden. Ja, ich hasse den Samstag.

Der Samstag war wahrscheinlich traurig und hat sich beim Dienstag ausgeweint, der wiederum hartnäckig beschlossen hat mich zu hassen.

Angefangen hat es mit Übelkeit und Hustenschübe an einem wunderschönen grauen Dienstagmorgen. Aber da ahnte ich noch nichts böses.

11.00 Uhr Ein Kontrolleur hat mir netterweise ein Strafzettel wegen Überziehung der Parkdauer verpasst. Ich konnte mir das Spektakel seelenruhig durch das Glasfenster im Service ansehen, da ich meinen Arbeitsplatz nicht verlassen darf. Mein Chef wird zeitgleich gewarnt und parkt rechtzeitig um. Oh die liebe Gleichberechtigung.

14.00 Uhr Zuhause. Die Tür fällt ins Schloss. Ich beeile mich mit dem Abschließen, da ich keinen zweiten Strafzettel für den selben Grund bekommen möchte. Die Nachbarin, eine alte Lady öffnet ihre Tür und bekommt brühwarm meine gute Erziehung mit. Ich fluche in allen Formen und Farben, und glaubt mir, ich bin kreativ. Ich habe ich beim Verlassen meiner Wohnung das wichtigste vergessen: den Schlüssel. Akkulaufzeit 16%. Wunderbar.

14:10 Uhr Panik. Arztermin in einer Stunde, auf den ich seit Ewigkeiten warte. Kein Schlüssel. Abgelaufenes Parkticket. Mein Ersatz-Schlüssel liegt bei meinen Eltern, 300km weit weg, die niemals weiter als 10km fahren. Fragt mich nicht nach dem Sinn, das fällt unter die unlösbaren mysterösen X-Akten. Ich musste dann die Mutter von meinem „Freund“ belästigen, die seinen Ersatzschlüssel hütet.

14.35 Uhr Mit Rock bei windigem Wetter das eigenen Auto zu hüten, in das man verdammt noch mal nicht rein kommt ohne Schlüssel, ist frustrierend. Und das, direkt vor einer Bushaltestelle, ist einfach herrlich. Natürlich standen da ausnahmslos nur die Gattung gaffende Männchen. Glück habe ich alle Male.

14:55 Uhr Die Mutter von meinem „Freund“ kam glücklicherweise rechtzeitig. Ich bin guter Dinge, der Dienstag nicht. Parken ist heute aus. Und wie es der Zufall so will, parkt das Auto vor mir in die letzte Parklück ein, die es weit und breit gibt. Dahinter der Blumenladen hat sehr viele freie Plätze. Aber an diesem Tag auf menschliche Menschen zu hoffen war einfach nur dumm. „Sie müssen was kaufen und dann sofort von dem Parkplatz verschwinden!“. Kundenfreundlich ist die Dame alle Male. Und beim raus gehen wird mir noch einen Vogel gestikuliert.

15:00 Uhr Kilometer weiter weg, geparkt hasse ich zurück. Ein Blick auf die Uhr die von 59 auf 00 springt. Erster Gedanke, verpasster und sehr wichtiger Arzt Termin. Zweiter Gedanke, du dummer Idiot. Es ist nicht kurz vor vier Uhr gewesen sondern kurz vor drei Uhr. Kochende hysterische Wut.

Danach der Arzttermin war wie zu erwarten die Krönung. Verflucht unfreudliche Artz-Assistentinnen an der der Rezeption und Patien-Tetris. Man wartet auf der ersten Bank 45 Minuten, wird dann aufgerufen um das selbe Spiel auf der zweiten Bank zu spielen. Und das mit voller Umweltbestrahlung, da mein Akku nur noch 9% besitzt und mein Handy weder für Musik noch für sonstige Zwecke der Beschäftigung genutzt werden kann.

Nach 1,5 Stunden ins Leere starren konnte man im Behandlungszimmer nochmal 30 Minuten warten. Der Orthopäde hat drei mal mein Bein angewinkelt und hat dann festgestellt, dass man das untersuchen müsste. Grandios! Ist ja nicht so als ob ich dafür hier, beim Facharzt bin. Die Frage, ob ich mein sportliches Berufsfeld weiter ausüben sollte ohne Folgeschäden, konnte ich gar nicht stellen. Mit der Klinke in der Hand erklärte er mir das es meinen Arbeitgeber einen, ich zitiere, „Scheißdreck angehen würde“, und ging dann.

Nach 10 Minuten „Behandlung/Diagnose“ bin ich mit einem gelben Zettel für ein MRT gegangen. Was für ein „Scheißdreck“.

Der Dienstag hasst mich. Und zum Abschluss fand der Pizzalieferant meine Adresse nicht. Ich habe ihn dann im Dunkeln an der Kirche gefunden. Die Pizza war natürlich falsch, und mit einem Durchmesser einer Untertasse. Mit der Miniatur-Pizza und einem „T’schuldigum“ des Lieferanten ging ich dann hoch und anschließend hungrig ins Bett.

Prävention: Absofort liebe ich jeden Tag. Und jede Woche und jeden Monat.

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