Schreiben liegt mir nicht, denken meist auch nicht.
Manchmal ist alles so durcheinander und laut, dass ich mich frage, ob mein Gegenüber alles mitbekommt. Und warum niemand was sagt. So eine kleine Rettung aus dem Ozean voller Irrungen und Wirrungen wäre schon ganz schön. Im Allgemeinen bleibt der verständnisvolle Fantasiefreund aus, und dir steht nur die Wahl zwischen Alpträumen und nassen Kissenbezügen.
Um das Alles etwas einzudämmen schreibe ich mir meinen Weltschmerz bestenfalls von der Seele. Aus dem Kopf aus dem Sinn, schön in möglichster Sauklaue auf ein unschuldiges Karoblatt verteilt. Nur wohin dann mit dem literarisch Erbrochenem, dass bestenfalls niemand lesen sollte der in schlechtester Autorenmanier namentlich genannt wird? Naja, ich habe das bisher alles in einer mittlerweile vollen Schachtel aufbewahrt. Datensicherung – kann ich.
Und nun sitze ich wie früher, mit rauchendem Kopf, brav vor meinem Laptop und belästige das WorldWideWeb. Klammern wir mal aus, dass ich mich dafür erst nach zehn Anläufe und einem komplett gefluteten Kopfkissen durchringen konnte. Eigentlich will ich, dass das von Zauberhand auftauchende Tränen vergießen ignorieren, aber mitleweile bin ich es einfach nur leid. Und dann stehe ich wieder von dem weichen, warmen, kuscheligen Bett mit tiefschlafendem Partner auf, das mir dann falsch, fremd und einsam vorkommt. Ich stelle mich vor meine große Fensterfront, betrachte die weite leere Welt draußen und überlege mir was passieren würde, wenn ich einfach so mit samt Pyjama raus spazieren würde. Wenn ich mich nicht mehr umdrehen würde und durch die Nacht verschwinden würde. Dann beantworte ich mir die Frage mit einem Wort selbst und warte bis sich der Sturm in meinem Kopf gelegt hat.
Ich warte ehrlich gesagt nicht mehr auf irgendjemand der sich zufällig am Handy meldet oder vor meiner Tür steht um mich da raus zu holen. Was auch überhaupt eine wahnsinnig reale Vorstellung ist, aber es ist nachts und wen zur Hölle interessiert schon die graue Realität. Dann warte ich bis sich die Geister von verflossenen und möglichen zukünftigen Personen vom Acker machen, und mich in Ruhe lassen. Bis mein Ex verschwindet, der nachts immer den Arm um mich gelegt, und ich mich dabei so wohl und wertgeschätzt gefühlt hatte. Dass meine Jugendbeziehung aus meinen Gedanken verschwindet, der einen immer so liebevoll angeschaut hat. Und, dass meine so gute ehemalige Freundschaft endlich Ruhe gibt, die ich niemals hätte beenden dürfen. Diese und alle anderen möglichen Konstellationen von „was-mir-fehlt“ und „was-wäre-wenn“ warte ich ab. Dann schreibe ich alles auf was mir in dem verdammten Trauerspiel von Lebensgefühl so missfällt.
Wenn ich mich dann total leer und ausgebrannt fühle, lege ich mich dann endlich zu meinem Partner ins Bett, welcher ein schwer allergisches Verhältnis zu emotionaler und physischer Nähe führt. Mein Kissen fühlt sich derweilen auch wieder wie frisch aus dem Trockner an, und ich kann zu guter Letzt auch einschlafen.
Nur mal so am Rande: Die meisten Leute trinken einfach Gute-Nacht-Yogi-Tee zum Einschlafen.
Manchmal wäre ich gerne „die meisten Leute“.